ARZNEIMITTELVERSORGUNG IN GEfAHR
Fachkräftemangel und wirtschaftlich immer prekärer werdende Rahmenbedingungen gefährden die flächendeckende Arzneimittelversorgung – nicht nur in ländlichen Regionen.
Von 2015 bis Ende letzten Jahres ist die Zahl der Apotheken in Brandenburg von 579 auf 529 gesunken. Allein seit Beginn des Jahres 2022 bis Mitte Januar 2025 mussten im Land 38 Apotheken schließen. Das Tempo der Schließungen nimmt dramatisch zu. Immer mehr Orte haben keine Apotheke mehr. Das führt zu längeren Wegen für die Gesundheitsversorgung, oft ohne ausreichende Angebote öffentlicher Verkehrsmittel. Wegbrechende Infrastruktur und Gesundheitsversorgung verstärken die Bevölkerungsabwanderung und schränken die Lebensqualität in den sich häufenden strukturschwachen Regionen noch weiter ein.
Die neue Bundesregierung muss die Stabilisierung der Apotheken nun endlich priorisieren, indem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des inhabergeführten Apothekenbetriebs wiederhergestellt und die Expertise der Apotheker*innen in die Gesetzgebung eingebunden werden. Die Umsetzung dieser beiden zentralen Punkte würde die Lage nachhaltig verbessern und die Versorgung für die Zukunft sichern.
Gesetze können nur wirken, wenn der Verfasser weiß, wovon er spricht.

Das Lieferengpassgesetz („ALBVVG“) aus dem Jahr 2023 sollte die gravierenden Arzneimittellieferengpässe bekämpfen. Laut Gesundheitsminister Lauterbach ist dies auch gelungen. In den Apotheken hat sich die Situation allerdings nicht verbessert. Apothekenteams müssen für die Bewältigung der Lieferengpässe von lebenswichtigen Arzneimitteln immer noch zwischen 10 und 40 Stunden pro Woche aufwenden. Diese Zeit fehlt für die wichtige Beratung und ergänzende pharmazeutische Dienstleistungen für die Patient*innen.
Somit haben nach wie vor viele Patient*innen gravierende Probleme, ihre dringend benötigten Arzneimittel zu bekommen.
Normalerweise steigen Löhne, um einen Reallohnverlust durch Inflation oder generelle Kostensteigerungen auszugleichen. So ist es per Gesetz auch für Apotheken vorgesehen. Eine entsprechende Anpassung der Apothekenhonorare hat jedoch durch das Bundesministerium für Gesundheit seit 21 Jahren nicht stattgefunden. Zuletzt wurde das Honorar durch einen erhöhten Kassenabschlag, den die Apotheken an die Krankenkassen abführen müssen, sogar wesentlich gekürzt.

In Brandenburg existieren nur noch
525
Apotheken
Eine Apotheke versorgt jetzt bis zu
4.914
Menschen

Apothekenschließungen im Land Brandenburg seit 2022


Unsere aktuelle Ausgabe
Erfahren Sie noch mehr zur Situation der Apotheken in Brandenburg und zu den aktuellen Positionen aus der Politik.
JETZT REDEN WIR TACHELES ...
„Die aktuelle Apothekenvergütung ist seit 20 Jahren abgekoppelt von jeglicher Preisentwicklung. Damit die Vergütung gerecht und auch die Arzneimittelversorgung künftig gewährleistet ist, braucht es eine Anpassung des Apothekenzuschlags. Außerdem ist eine jährliche Dynamisierung dringend nötig, damit dieses Fixum auch in Zukunft der Preisentwicklung angepasst ist.“
Andrea König,
Apothekeninhaberin in Brandenburg an der Havel
„Ein Pharmaziestudium in Brandenburg wäre ein guter Anfang – ob gemeinsam mit Sachsen oder allein. Ausbildung dient der Daseinsvorsorge und ist Aufgabe der Länder. Aber ein Bekenntnis zu mehr Pharmaziestudienplätzen dient der Wertschätzung und muss selbstverständlich durch entsprechende Maßnahmen auf Bundes-ebene begleitet werden. Dazu gehört auch die Finanzierung der PTA-Ausbildung.“
Katrin Wolbring,
Apothekeninhaber in Senftenberg
„Die Vergütung der Apotheken beruht auf einer Mischkalkulation, die sämtliche Tätigkeiten bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel abdeckt. Grundsätzlich ist dieses Modell sinnvoll, da es eine weitgehend unkomplizierte Kostenabrechnung ermöglicht. Allerdings ist die derzeitige Ausgestaltung, bedingt durch eine seit 20 Jahren unveränderte Vergütung und rasant steigende Kosten, nicht mehr ausreichend, um die Wirtschaftlichkeit der Apotheken aktuell und auch zukünftig zu sichern. “
Magnus Albrecht,
Apotheker/Filialleiter in Potsdam
UNSERE KERNPUNKTE ZUR Bundestagswahl
1. Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des inhabergeführten Apothekenbetriebs
Für die Sicherung einer flächendeckenden und wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort ist eine wirtschaftliche Stabilisierung dringend erforderlich. Nur mit verbesserten Rahmenbedingungen, einschließlich einer angemessenen Honoraranpassung und Planungssicherheit, werden junge Pharmazeut*innen weiterhin bereit sein, sich der Herausforderung der Selbstständigkeit zu stellen. Um eine weitere Ausdünnung der Versorgung von Millionen Patient*innen zu verhindern, müssen die inhabergeführten Apotheken sofort angemessen honoriert werden. 10 % der noch bestehenden Apotheken haben negative Betriebsergebnisse. Ohne ein sofortiges Handeln der Politik drohen weitere Schließungen.
2. Stärkere Nutzung der Kompetenzen der Apotheker*innen, um das Gesundheitssystem für die Zukunft resilient aufzustellen
Apothekenteams vor Ort stehen bereit, sich dem stetig zunehmenden Bedarf an heilberuflicher Beratung und korrespondierenden Dienstleistungen anzunehmen. Gleichzeitig können sie in Zeiten überlasteter Versorgungsstrukturen als niedrigschwellige Anlaufstelle durch Erbringung von zusätzlichen Leistungen in der Begleitung der Arzneimitteltherapie, der Prävention und der Diagnostik einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung und Entlastung des Gesundheitssystems leisten.
Apotheken sind neben Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ein unverzichtbarer Bestandteil der lokalen Gesundheitsversorgung.
Jetzt mitwirken und Apotheke schützen
Die Gesundheitsversorgung in Brandenburg arbeitet am Limit. Inzwischen wankt die Versorgung. Ausbildungen stehen nicht, oder nur auf wackeligen Füßen. Wenn immer mehr Orte ihre Apotheke verlieren, verliert Brandenburg Lebensqualität.
Unterstützen Sie unsere Kernpunkte an die Landesregierung Brandenburgs für eine sichere Arzneimittelversorgung mit Ihrem Statement! Bei einem runden Tisch „Gesundheit in Brandenburg“ wollen wir die Meinungen der Brandenburger*innen mit einbringen.
Tragen Sie Ihre Erfahrungen und Fragen bei!